Was große Kunst ausmacht, kann man daran sehen, in wie vielfältiger Weise sie nachwirkt. Hatte Johann Sebastian Bachs Musik zur Mitte des 18. Jahrhunderts schon den Ruch von etwas altmodisch, rückständig, zu kompliziert, so ist sie nach einer kurzen Periode der Abwendung schon im 19. Jahrhundert wiederentdeckt worden. Entdeckt nicht nur als Museumsstück, sondern als praktisches Lehrmaterial und Handhabe für Satztechnik und Komponieren. Bachs 372 vierstimmige Choräle haben als Schatztruhe harmonischer Weisheit Generationen von Zauberlehrlingen der Komposition gedient und der deutschen Musik des 19. Jahrhunderts - auch der aus der 2. Reihe - eine besondere Stellung verschafft. Die Bezüge nehmen im 20. Jahrhundert noch zu, haben sich doch viele Komponisten in der Ära des Neo-Barock und des Neoklassizismus an Bach gebildet. Bis zu den Adaptionen von Jazz und Popmusik geht diese Reihe.
Die andere Linie ist die interpretatorische Auseinandersetzung. Schon bei den Söhnen und Schülern beginnen Auseinandersetzungen mit dem Text, insbesondere der Klavierwerke. Der junge Beethoven wird als Bach-spielendes Wunderkind promotet. Sein Schüler Czerny gibt Bachs Klavierwerke beim Peters-Verlag heraus. Die Editionen des 19. Jahrhunderts sind zum Teil sehr textnah und kritisch, daneben wird aber auch bearbeitet, dies meistens zahm wie bei Liszt in seinen Klavierfassungen der Orgelwerke und Brahms bei der Adaption der Violin-Chaconne für Klavier linke Hand. Im 20. Jahrhundert setzt sich das in etwas radikalerer Form fort bei Webern, Schönberg, Strawinsky, Stokowski, und sicher wird das, was die Generationen der Leonhardts und Harnoncourts an interpretatorischer Neuorientierung erreicht haben, noch nicht das letzte Wort der Rezeptionsgeschichte sein.
The Many Faces of J. S. B. versucht anhand des als unzugänglich geltenden spekulativen Spätwerks, der „Kunst der Fuge“(BWV 1080) beiden Linien nachzugehen und zu zeigen, wie mit verschiedenen Ansätzen von Interpretation und Bearbeitung eine ganze Bildergalerie von verschiedenen Gesichtern Bachs entsteht.
Block I ARSENAL stellt das Instrumentarium geordnet vor
01 Streichorchester
02 Bläserquartett
03 Xylophon, Vibraphon, Marimba und gedämpftes Klavier
04 2 Mandolinen, Gitarre, Cello gezupft
Block II PERIOD bringt die historische Aufführungspraxis ins Spiel
05 CONCENTUS für Nikolaus Harnoncourt
06 DUETTO für Gustav Leonhardt
07 GIGUE für Helmut Walcha
08 CONSORT für Arnold Dolmetsch
Mit Block III ROMANTICA beginnt Gang durch die Geschichte
09 RHAPSODIE für Johannes Brahms
10 ETÜDE für Carl Czerny
11 KLARINETTENQUINTETT für Max Reger Block
IV CUBE beschäftigt sich mit dem 20. Jahrhundert
12 KAMMERSYMPHONIE für Arnold Schönberg
13 OPUS 32 für Anton von Webern
14 CONCERTINO für Igor Strawinsky
15 ELEGIE für Leopold Stokowski Block
V JAZZY versammelt jazzige und poppige Interpretationen
16 PLAYLUDIUM für Jaques Loussier
17 SYNTHETICS für Walter Carlos
18 SONG FOR TWO für Ward Swingle
19 MODUL für John Cage Block
VI OPEN END steht für die letzte unvollendete Quadrupelfuge
20 STRENG GEHEIM